Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 18

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
18 eindringenden Feinde einhieben. Auf das Zeichen der Trompeten ordneten sich die Reihen zum Ansturm. Die Krieger erhoben einen wilden Schlachtgesang, den sie durch die an den Mund gehaltenen hohlen Schilde noch zu verstärken suchten. Vom Lager herüber tönte das Heulen der Weiber und das Dröhnen einer Art Heerpauke. Wurden die Germanen zurückgeworfen, so hielten die vordersten die Schilde vor und die in der Mitte stehenden hoben ihn über den Kopf, so daß gleichsam ein Schutzdach gebildet wurde, das schwer zu zerstören war. — Während der aus Ruten geflochtene ober aus Brettern gebildete Schild zum Schutze diente, verwendete man lange Lanzen zum Stoße, Frameeu (kurze Spieße) und Hakenlanzen zu Stoß und Wurf, Wurfspeere zum Fernkampfe. Aus der Ferne schleuderten die Krieger metallene Eicheln und Steine. Pfeile und Wurfäxte. Außer diesen Waffen bediente man sich sowohl des langen als des kurzen Schwertes wie auch der Keule. Die Schwerter der Germanen waren aber oft schlecht gehärtet und so unterlagen sie im Nahekampse dem gutgestählten Kurzschwert der Römer häufig. Ju ihren Kämpfen wurden den Germanen die heiligen Feldzeichen vorangetragen: die Bilder der Schlange und des Wolfes (Wodan), des Bären und des Bockes (Donar), des Ebers (Fro). außerdem Wodans Lanze. Donars Hammer, das Schwert des Ziu. Ein den Germanen eigentümliches Feldzeichen war der an einer Stange befestigte, gewebte Drache. — Durch den Ungestüm, mit welchem die Deutschen, oft gegen alle Regeln der Kriegskunst gegen die Feinde vorgingen, erregten sie selbst bei den Römern großen Schrecken; römische Schriftsteller bezeichnen ihre Kampfeswut als den furor Teu-tonicus. Chaen. ttm das Jahr 100 ging mit unseren Vorfahren außerhalb des bei'deno^en Germaniens eine große Veränderung vor: Das Christentum manen^nngt zu den Germanen, die in den von den Römern gegründeten hä7esstädten am Rhein (Konstanz, Basel. Straßburg. Speier. Mainz, Aen Bingen, Koblenz. Köln) und an der Donau (Ulm, Augsburg, Regens-maniensburg, Salzburg, Wien) wohnten. Seit Marc Aurel ward es Regel bei den römischen Kaisern, die Reste besiegter Völkerschaften, namentlich germanischer, im römischen Staatsgebiete anzusiedeln. Sehr viele Germanen lebten als Sklaven im römischen Reiche; große Scharen germanischer Jünglinge dienten als Söldner im römischen Heere: somit war Tausenden Gelegenheit geboten, mit dem Christentum bekannt zu werden. Aber die römischen Imperatoren sahen in dem

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 26

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
26 843 Der Vertrag von Verdun wird geschlossen. Lothar erhält Nord-italren, das Land östlich der Rhone und Sa6ne. das Elsaß, das Maasgebiet bis zur Scheldemündung, die Mosellande, Ripuarien, Friesland, Karl der Kahle Frankreich, Ludwig erhält Deutsch land, rechts vom Rhein außer Friesland, links vom Rheine Mainz, Worms und Speier. «na Das Frankenreich umfaßte die ganze früher römische Provinz Gallien und das alte Germanien mit Ausnahme des nördlichen Teiles (Sachsen und Friesland). Jtrl Die germanische Bevölkerung des Reiches hatte ihre heidnische rung. Religion, ihre Tracht und Sitte beibehalten; die in romanische Länder eingedrungenen Germanen gaben dem unterworfenen Teile germanisches Gepräge, weil die ursprüngliche Bevölkerung meist getötet oder vertrieben war; wo sie sich indes im Kriegssturme erhalten hatte, bewahrte sie ihre romanische Eigenart. Namentlich trat dies in den Städten hervor; während der germanische Charakter den nördlichen und östlichen Teil des Reiches fast ausschließlich beherrschte, behielt der romanische im Süden und Westen die Oberhand. Sprache. Auch die Sprache erlitt bedeutende Veränderungen. Die Sprache der Beamten, des Hofes, der Geistlichen und im Süden auch die der Richter war die lateinische; es fehlte der fränkischen Volkssprache (lmgua theodisca) an Schriftzeichen, daher mußten alle Kapitularien oder Verordnungen in lateinischer Sprache abgefaßt werden. Aus verdorbenem Latein und germanischen Elementen entstand das Romanische oder das Französische. Wie die Franken, so verloren allmählich auch die Goten, die Langobarden und die Burgunder ihre Volkssprachen. Ja, die Franken int Osten gaben freiwillig ihre Sprache preis und nahmen die alemannische an. Dieses erschien von nun an dem Sächsischen und Friesischen gegenüber als hoch- oder oberdeutsch, während jene Sprachen die niederdeutschen genannt werden. 843 schwört Karl d. K. in fast rein alemannischer Sprache. Weil diese nun die herrschende wurde, so bezeichnete man sie nach dem Reiche, in welchem sie gesprochen wurde, als die fränkische. (Otfried. Ver-sger ^Q^‘er ^er "^vangelienharmonie" sagt, er dichte »in franzisca zungün«.) häitnis Anfangs standen sich Sieger und Besiegte schroff gegenüber, da je-Sieger doch die Franken milde Herren waren, die den Unterworfenen wenig

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 79

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
79 linge, denen sie angeboten wurde, haschten mehr nach dem Schimmer, der sie in den Augen der außerdeutschen Völker immer noch umgab, als nach der Macht, die von ihr ausging: Alfons von Kastilien kam nie nach Deutschland und Richard von Cornwallis verschleuderte das Reichsgut wie auch sein eigenes Geld, ohne Ansehn gewinnen zu können. Von den Unterthanen aber muß gesagt werden, was im Buche der Richter (Richt. 21. 5) geschrieben steht: „Zu der Zeit war kein König im Lande; ein jeglicher that, was ihm recht beuchte." Zu bet Zeit, als Konrab I. zum deutschen Könige gewählt würde,®rbeen|en verteilten sich die Stämme in solgenber Weise über das Reich: Reiches. „Den ganzen norbweftlichen Teil von der Saale, Unstrut und dem Anfange der Weser bis zur Assel und Waal, burd) die Elbe und Trave von den Slaven, durch die Eiber von den Dänen getrennt, bewohnten die Sachsen und die Küstenlänber von der Waal bis zur Weser bereu Stammverwanbte, die Friefen; süblich bavon die Thüringer und Franken, jene, die jetzt nur einen Teil des Gebiets der Sachsenherzöge ausmachten, zwischen der obern Saale, der Unstrut, dem Hauptkamme des Thüringer Walbes (der sogenannte Rennsteig bezeichnet wahrscheinlich die alte Grenze) und der untern Werra, diese westlich von Thüringen bis zum Rhein, das Gebiet des Mains umfassend, im Süden bis zur Rebnitz, der Münbung des Lech, der Enz und Kinzig; den süböstlichen Teil bildete Bayern (das alte Bojoarien) vom Fichtelgebirge und Böhmer Walde bis Trient, mit seinen avarisch-slavischen Marken jenseit der Enns, im Westen durch den Lech und die Wasserscheide des Rheins und Inn von den Alemannen (Schwaben) getrennt, die das ganze obere Rheingebiet bis zum Wasgau innehatten; das ganze übrige Rheingebiet bis zur Maas und Scheibe würde unter dem Namen Lothringen begriffen, das alte Stammlanb der Franken und daher stets geneigt, sich dem Frankenreiche im Westen anzuschließen." Dieser Besitzstanb erfuhr im Lause der Zeit an seinen äußeren Grenzen wesentliche Veränberungen. Heinrich I. erweiterte die nörb-liche Grenze durch die Mark Schleswig, die Konrab Ii. später wieber ausgab. Erst Kaiser Wilhelm I. erwarb biefen Grenzgau dem Reiche zurück. Unter der Regierung Ottos b. Gr. rückte die Grenze im Osten bis über die Ober hinaus vor. Zur Sicherung berfetben entftanben die sächsische Norbmark (preuß. Altmark), süblich bavon die norb-thüringifche Mark, von der obern Saale bis zum Fichtelgebirge

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 93

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
93 lichen Thätigkeit ergreift und die Selbständigkeit der Stadt begründet. Die ersten Städte in Deutschland sind Gründungen der Römer am Rhein und an der Donau, im ostsränkischen Reiche fanden sich fast gar keine Städte. Bei der Anlage derselben bevorzugten die Römer Plätze, die für die Zwecke der Landwirtschaft, des Handels und der Kriegskunst besonders günstig lagen. Daher kam es, daß sie nach jeder Zerstörung immer wieder aufgebaut wurden und daß die meisten derselben bis zur Jetztzeit fortbestehen. Zu diesen gehören Straßburg (Argentoratum), Worms (urbs Vangionum), Spei er {urbs Nemetum), Mainz (Moguntium), Köln (Colonia Agrippina), Trier (Augusta Trevirorum), Basel (ein ehemaliges römisches Lager Basilia unweit der Stadt Augusta Rauracorum — der heutige kleine Ort Augst bei Basel —), Passau (Castra Batava), Regensburg (Reginum), Augsburg (Augusta Vindelicorum), Salzburg (Juvavia) u. s. w. Wo die germanischen Völker aber auch römische Städte aus ihren Trümmern neu erstehen ließen, wichen sie doch nie von der ihnen eigentümlichen bäuerlichen Kultur ab; an die Stelle der städtischen Bauwerke traten selbst in königlichen Wohnsitzen Bauernhöfe mit hölzernen Blockhäusern (Toulouse, Worms). Im Ostfrankenreiche hat Heinrich I. (919—936) lange Zeit als Städtegründer gegolten, aber feine Anlagen beschränkten sich auf sein Erbland Sachsen und hatten hauptsächlich den Zweck, an den Grenzen militärisch befestigte Orte zum Schutze gegen die Einfälle heidnischer Völkerschaften zu besitzen. Planmäßige Städtegründungen im Osten sollen erst in die Zeit des 13. it. 14. Jahrhunderts, wo die Mehrzahl -der Städte entstanden ist. Bei Neugründungen, wie sie von Fürsten häufig unternommen wurden, erfuhr der Handelsverkehr ganz befonbers Berücksichtigung. Der Gründer übertrug gewöhnlich einem Ministerialen, der dafür die Erbvogtei oder finanzielle Rechte empfing, die Ausführung seines Gebankens. Nachdem der Beauftragte den Raum für die Stadt abgesteckt hatte, erfolgte die Aufteilung der Hufen an die Bewerber, die dafür zwar einen Zins zu zahlen hatten, aber nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis eintraten. Von allen Seiten strömten Ansiedler herzu, so daß oft schon nach wenigen Jahren die Stadtmauer weiter hinausgerückt werden mußte, um die Menge des Volkes fassen zu können. Denn auch der Hörige konnte in der Stadt ein Besitztum erwerben, während -er auf dem Lande stets nur die Scholle seines Herren anbaute.

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 142

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
142 Plätze im Südosten waren Passau und Regensburg, am Rhein Köln, Mainz, Straßburg, Basel, wo sich auch mehr und mehr eine eigene gewerbliche und künstlerische Betriebsamkeit entwickelte. Ein lebhafter Handel fand im Nordosten mit den Slaven statt. Mittelpunkte desselben waren mehr nördlich B a r d e w i e k (unweit Lüneburg), mehr südlich Magdeburg. Von- dort aus ging eine Handelsstraße nach dem Westen und Süden über Erfurt, ebenso eine nach dem Norden und Osten über die slavischen Orte Rerik (bei Wismar), und Bin et a (auf der Insel Wollin), endlich Ge-danie (Danzig) u. s. w., von da weiter östlich nach Polen und Rußland, südöstlich wohl auch bis Konstantinopel. Für den Verkehr mit den skandinavischen Ländern wurden die von Karl d. Gr. gestifteten Bischofssitze Hamburg und Bremen wichtig, wo sich aus dürftigen Fischerdörfern allmählich bedeutende Handelsorte entwickelten. Weitere Bahnen und einen lebhafteren Aufschwung gewann der deutsche Handel durch die Kreuzzüge. Die Italiener wurden jetzt in höherem Maße Zwischenhändler zwischen dem Norden und dem Oriente. Wir finden italienische Niederlassungen in Regensburg, umgekehrt eine deutsche, den ,Fondaco'. in Venedig (1268). An dem Donauhandel erlangte das durch die Babenberger rasch blühend gewordene Wien einen hervorragenden Anteil. Von der Donau ging dann der Verkehr nach dem Main und Rhein hinüber. Am Rhein erhob sich Mainz zur bedeutendsten Handelsstadt und blieb dies eine Zeit lang (seines Reichtums halber das ,goldene' genannt), bis es gegen Ende des zwölften Jahrhunderts von Köln (durch dessen nähere Verbindungen mit England) überflügelt ward. Schon im zehnten Jahrhundert hatten die Kölner Kaufleute in England wertvolle Handelsprivilegien (Vorrechte) erlangt, größere noch unter den ersten normannischen Königen. Heinrich Ii. nimmt bereits ein ,Haus der Kölner' in London (den späteren ,Stahlhof') in seinen besonderen Schutz. Ähnliche Freiheiten werden allmählich auch den Städten an der Ostsee zu teil.. Kaiser Friedrich I. schließt mit demselben englischen Könige einen Vertrag zu gegenseitigem Schutz des Handels. Neben dem Rhein- und Donauhandel entwickelte sich schon im neunten und zehnten Jahrhundert auch der Weser- und Elbhandel, freilich oft durch Einfälle der wilden Normannen und Slaven gestört. Auch über die Ostsee hinüber wurden mit Wisby auf Gothland von Lübeck aus (unter Heinrich dem.

6. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 139

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
139 Es ist leicht zu verstehen, daß die überall Mißhandelten und Getretenen sich an ihren Quälern zu rächen suchten. Sie ließen sich geliehene Summe» sehr hoch verzinsen, brachten, wo und wie es nur gelingen mochte, Pfandstücke in ihren dauernden Besitz, suchten sich zur Eintreibung ihrer Forderungen des Beistandes mächtiger Fürsten und Herren zu versichern, indem sie diesen z. B. die Hälfte der Schuldsumme versprachen u. s. w. — kurz, sie führten einen heimlichen Krieg gegen die christliche Gesellschaft, die bis in ihre höchsten Spitzen hinaus den Juden zinsbar war. Da geschah es denn nicht selten, daß das Volk, oft im stillschweigenden Einverständnis mit seinen weltlichen und geistlichen Herrschern, über die wucherischen Fremdlinge herfiel, sie beraubte und erbarmungslos hinschlachtete, wenn sie in ihrer Not nicht die Taufe annahmen. Jeder erdenkliche Greuel ist bei den von Zeit zu Zeit sich wiederholenden Judenverfolgungen geübt worden, und die Feder sträubt sich, die Einzelheiten des entsetzlichen Kampfes niederzuschreiben. Ein weit verbreiteter Aberglaube gab den Juden schuld, sie töteten Christenkinder, um ihr Blut beim Passahfeste zu verwenden (Knnbenmord in Tanten 1891!), sie schändeten die Hostie, vergifteten die Brunnen u. dgl. Umsonst nahmen sich die Obrigkeiten der Beschuldigten an — die Stimmen der Kaiser wie der Päpste verhallten migehört in dem Ruf nach Rache für die Verspottung und Entweihung christlicher Menschen und Gebräuche. Der Judenverfolgung von 1298 folgten 1336—1338 schwere und blutige Bedrängnisse der Juden im Elsaß, in Franken, Schwaben, Bayern und Österreich. Noch allgemeiner waren die Verfolgungen von 1348 und 1349, als der ,schwarze Tod' im Reiche wütete und man allgemein glaubte, die Juden hätten die Brunnen vergiftet. „Seit dem Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts begannen dann die Vertreibungen der Juden auf den Beschluß der Obrigkeiten; so wurden sie 1420 ans Mainz und Österreich, 1424 aus Freiburg im Breisgau und Zürich, 1426 ans Köln. 1432 ans Sachsen, 1435 ans Speyer und wieder ans Zürich, 1438 wieder ans Mainz, 1439 aus Augsburg, 1450 aus Bayern vertrieben. Seitdem hatten sie in einem großen Teile Deutschlands gar keine feste Niederlassung mehr und durfte» nur gegen ein bestimmtes Geleitgelb hindurchziehen oder ihres Handels wegen ein paar Stunben ober Tage sich aufhalten; so blieb es bis in die Zeit der Aufklärung und der französischen Revolution." (Richter u. Götzinger.)

7. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 53

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
53 wir uns den großen Bürger von Mainz, Herrn Arnold, wohl nicht ohne den höchsten und edelsten Stolz auf den Stufen des Altars stehend vorstellen. Jenes Pergament aber, dessen Inhalt er mit weithinschallender, markiger und tiefernster Sprache vorträgt: es ist der Bundesbrief von Mainz." Den Worten folgten die Thaten auf dem Fnße nach. „Die Un-verbefferlichen, welche von keinem Frieden wissen wollten und trotzig fortfuhren, des Königs Straße mit Schlagbänmen und Zolltürmen zu sperren oder ,Ketten durch den Fluß zu legen', wie's die Sage behauptet, sie galt es jetzt mit voller Thatkraft zu Paaren zu treiben." Eine ganze Reihe von Raubburgen erlag den wuchtigen Schlägen der Städter, auch Ingelheim, die schöne Kaiserpfalz Karls des Großen, sank in Trümmer. Auf dem zweiten Städtetage zu Worms am 6. Oktober 1254 teilte sich der Bund in ein Ober- und Niederland, dessen Vororte Worms und Mainz waren. In den zu Worms vereinbarten Bestimmungen heißt es: ,Wir geben keinem Widersacher des Landfriedens Lebensmittel, Waffen oder Vorschub, Darlehn oder Gunst! Auch die Bauern wollen wir schirmen, wenn sie selber nur Frieden halten! — Pfahlbürger, d. h. Unterthanen von Fürsten, wollen wir in unsere Städte nicht aufnehmen; — sie verbleiben ihren Herren und dienen denen, wie es Recht ist! — Friedbrüchige aus unserm Bunde verfolgen wir schneller als die Fremden! Wir wollen uns fleißig vor unsern Feinden warnen; eine jede Stadt suche ferner, daß sie ihre Nachbarn für den Bund gewinne. Wem der Bund angeboten wird und er schließt sich nicht an, der wird friedlos an Leib und Gut. — Wir müffen allezeit mit Waffen und mit Kriegsleuten wohlversehen sein; auch sollen die Städte von Basel bis zur Mosel hundert, die aber, welche unterhalb von diesem Flusse liegen, fünfzig Wehrfchiffe und Armbrustfchützen bereit halten/ Wie wenig die Raubritter auf diese und ähnliche Worte des Bundes achteten, zeigt folgender Vorfall: Vier vornehme und angesehene Bürger von Mainz ritten im Herbste 1255 zum fünften Städtetage nach Straßburg. Unterwegs wurden sie von dem Ritter ©mich v. Seiningen überfallen und gefangen nach Burg Landseck geführt. Auf die Kunde von solchem Frevel rüstete sich der Bund zur Bestrafung des Frevlers, der nun feine Gefangenen ohne Löfegeld schleunigst freigab. Der Bund aber empfing jetzt von König Wilhelm v. Holland einen Freiheitsbrief, dahin lautend, daß er jeden Friedensbrecher, der sich weigert, vor dem

8. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 59

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
geschehen um Gericht und Gerechtigkeit. Darum bitte ich jeden im Namen ehrlichen Gerichts, daß er die Feindschaft ablege, die er aus den andern geschöpft, und bei Salz und Brot einen Eid schwöre, der Sache im argen nicht wieder zu gedenken. Wer sich aber beschwert erachtet, der soll nach altem Brauch den Strandvogt anrufen und vor Sonnenuntergang das Urteil begehren/ Darauf aß jeder Brot und Salz, einer verzieh dem andern, was geschehen war. Und landete man m dem Hasen, dann wurde eine Büchse abgebrannt und der Stock mit den Strafgeldern dem Strandvogt übergeben, damit er sie den Armen reiche." (Nach G. Freytag.) Es liegt auf der Haud, daß derartige Züge in das Ausland nur von Leuten unternommen werden konnten, denen große Mittel zu Gebote standen. Die Kraft des Einzelnen reichte meistens dazu nicht' aus, aber die Genossenschaft kam durch den Beitritt vieler in den Besitz oft ungeheurer Stärke. Unter den deutschen Städten ist Köln als die erste zu nennen, deren Bürger in England Handelsverbindungen anknüpften und als ,Leute des Kaisers' bald besonderer Vergünstigungen sich erfreuten. Sie hatten um die Mitte des zwölften Jahrhunderts in London ihre eigene Gildehalle, und in die Kölner Gilde mußte eintreten, wer in England Handel treiben wollte. Dem Vororte Deutschlands schlossen sich bald Kaufleute aus westfälischen Städten (Dortmund. Soest, Münster), aus niederländischen (Utrecht, Stavern, Groningen) und aus niedersächsischen (Bremen, Hamburg) an. Eifersüchtig wachten die Kölner darüber, daß keine andere Stadt selbständig neben ihnen auftrat, der ganze englische Handel sollte durch ihre Hände gehen. Namentlich die Bürger des aufblühenden Lübeck suchten die Kölner fernzuhalten, aber es gelang ihnen auf die Dauer nicht. König Heinrich Iii. gewährte 1260 allen Kaufleuten von Alemannen, die das Hans in London hatten, Schutz und Sicherheit in allen ihren Freiheiten. Neben der Gildehalle von Köln erhoben sich bald diejenigen anderer Städte, unter ihnen die von Hamburg und Lübeck. Diese beiden Städte waren schon seit Jahren miteinander verbündet, um dem Handel ihrer Bürger die nötige Freiheit der Bewegung zu verschaffen, Straßen und Kanäle zu bauen und zu sichern und jeden Angriff der Räuber zu Wasser und zu Sanbe abzuwehren. Eine sehr lästige Fessel des Hanbels lag in den vielen Zöllen, die am Meere und an Flüssen einen Teil des Gewinnes verschlangen. Die Hauptgebiete, benen sich der beutfche Hnnbel zuwanbte, waren England im Barschaft Kölns in Eng land.

9. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 52

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Lösegeld bort ihnen zu erpressen. Handel und Wandel litten entsetzlich, namentlich zur Zeit des Zwischenreiches. In dieser Not verbanden sich zwei altberühmte Städte am Rhein, das ,goldene' Mainz und das sagenumwobene Worms, vor kurzem noch einander bitterfeind, zu gemeinsamem Vorgehen gegen die Raubritter. Ihnen schloß Oppenheim sich an. ,Sie wollen sich nicht verlassen, und nicht allein die Großen unter ihnen sollen Schutz genießen, sondern auch die Kleinen, ja selbst die Juden/ Die Seele dieses Bundes war ein angesehener Bürger von Mainz. Der Chronist Albert von Stade berichtet nämlich Folgendes: ,Um diese Zeit fing ein vielvermögender Mann in Mainz an, seine Mitbürger zu ermahnen, sich zur Wiederherstellung des Friedens durch einen Eid zu verbinden. Mainz und viele andere Städte stimmten ihm bei; man nannte ihn Walpo de. Die Sache gefiel nicht den Fürsten, nicht den Rittern, nicht den Räubern, besonders aber denen nicht, welche beständig ihre Hand nach dem Raube ausstreckten; sie sagten, es sei schändlich, daß Kaufleute über geehrte und adelige Männer herrschten/ Der Eifer Arnold Saalmanns des Walpoden und seiner Freunde führte dem Bunde bald neue Mitglieder zu „und am 13. Juli 1254 konnte zu Mainz bereits der erste Bundestag gehalten werden. Von lautem Jubel begrüßt, ritten sie ein, die Sendboten von Speier, Straßburg, Basel, ja, selbst die von Köln, und mit ihnen kamen, ehrerbietig empfangen, die drei Erzbischöfe des Reichs, sowie die geistlichen Herren von Worms, Metz, Straßburg. Basel, ja, Hunderte von Grafen und edlen Herren! Und dann ward der Landfrieden auf zehn Jahre verkündet und bekräftigt; alle ungerechten Zölle zu Waffer und zu Lande sollten aufgehoben sein, jeder Friedebrecher sollte thatkräftig zur Buße gezwungen werden. In der Stadt aber, in jeder Herrschaft sollten vier Obmänner endgültig jeden Streit schlichten. Ja, es war eine hohe Zeit für dies goldene Mainz, diese Maienzeit von 1254! Den reichbewimpelten Schiffen entstiegen die angesehensten geistlichen Fürsten des Reichs, die Mitglieder der ältesten und ruhmreichsten Geschlechter des deutschen Adels. Und dann ging's wohl, die Pauker, die Hornisten voran, zum Trunk aufs Rathaus oder zu der stattlichen, im Hause eines der Geschlechter aufgeschlagenen Herberge. Die feierliche Beschwörung des Landfriedens selbst kann nicht wohl irgend wo anders vorgenommen worden sein als in dem Dome, der ehrfurchtgebietendsten Stätte in der goldenen Rheinstadt. Da mögen

10. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 186

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Siebenter Zeitraum. Die 3rit der unumschränkten Jürstengeivalt. Erster Abschnitt. Politische Übersicht. a) Die Raubkriege Ludwigs Xiv. 1667—1697. 1667—1668. Erster Raubkrieg Ludwigs gegen die spanischen Niederlande. — Da dem französischen Könige die sog. Tripelallianz (Holland, Schweden, England) entgegentritt, begnügt er sich im Frieden von Aachen mit der Abtretung der südlichen Festungsgrenze der Niederlande. 1672—1678. Zweiter Raubkrieg gegen Holland. — Die Holländer kämpfen unter Wilhelm von Oranten und dem Admiral Michael de Rnyter, Brcinbenburgs großer Kurfürst zieht zu Hilfe. Später tritt auch das Deutsche Reich, dann Spanien dem Kriege gegen Frankreich bei. Im Frieden von Nymwegen (Holland) erhält Ludwig von Spanien die Freigrafschaft Burgunb und eine Anzahl belgischer Grenzorte, von Deutschland die Festung Freiburg in Baden. 1680—1685. Durch die Reunionskammern läßt sich Ludwig eine Reihe beutscher Orte zusprechen. Mitten im Frieden überfällt er die alte Reichsstadt Straßburg, die ohne Schwertstreich in seine Hand gelangt. 1688—1697. Dritter Raubkrieg gegen Deutschland und Holland. Ludwig findet an dem Führer der Holländer, Wilhelm von Oranien, seit 1688 König von England, einen unbeugsamen Gegner. Kaiser und Reich, später auch Spanien und Dänemark treten in den Kampf gegen „den großen Länderräuber". Um sich gegen die deutschen Heere zu schützen, läßt der „allerchristliche König" die Pfalz und fast alles linksrheinische Land verwüsten und die Einwohner in die schneebedeckten Felder Hinaustreiben. Durch seine tüchtigen Feldherren bleibt er schließlich Sieger und behält im Frieden zu Ryswik (bei Haag) das ganze Elsaß. b) Die Türkenkriege Österreichs. 1664. Die Türken, „der andere Erbfeind Deutschlands," werben von dem kaiserlichen Feldherrn Moittecuculi bei St. Gotthard an der Raab geschlagen.
   bis 10 von 45 weiter»  »»
45 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 45 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 8
4 3
5 1
6 2
7 4
8 16
9 2
10 5
11 0
12 2
13 4
14 0
15 0
16 1
17 0
18 3
19 1
20 0
21 0
22 1
23 0
24 4
25 1
26 2
27 1
28 6
29 6
30 0
31 1
32 9
33 1
34 8
35 1
36 4
37 5
38 0
39 6
40 0
41 0
42 0
43 2
44 1
45 4
46 5
47 1
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 18
1 219
2 0
3 88
4 185
5 32
6 71
7 23
8 144
9 245
10 52
11 35
12 78
13 119
14 0
15 27
16 283
17 832
18 13
19 352
20 35
21 118
22 9
23 167
24 128
25 111
26 31
27 14
28 88
29 153
30 26
31 0
32 83
33 19
34 50
35 127
36 304
37 49
38 373
39 292
40 105
41 381
42 129
43 192
44 45
45 623
46 158
47 2
48 27
49 71
50 5
51 194
52 259
53 1
54 181
55 0
56 51
57 15
58 34
59 211
60 349
61 46
62 40
63 6
64 12
65 26
66 32
67 13
68 301
69 129
70 28
71 262
72 440
73 76
74 39
75 173
76 269
77 530
78 27
79 46
80 45
81 20
82 104
83 44
84 142
85 78
86 77
87 259
88 0
89 4
90 54
91 172
92 1138
93 26
94 447
95 13
96 18
97 10
98 343
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 4
1 3
2 0
3 0
4 0
5 0
6 1
7 0
8 1
9 2
10 2
11 6
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 1
18 0
19 1
20 0
21 2
22 0
23 0
24 0
25 4
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 2
32 0
33 1
34 2
35 1
36 10
37 0
38 1
39 3
40 0
41 1
42 0
43 1
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 1
51 0
52 2
53 6
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 3
60 0
61 2
62 0
63 0
64 0
65 0
66 1
67 1
68 0
69 0
70 1
71 0
72 1
73 1
74 0
75 0
76 0
77 0
78 1
79 1
80 2
81 7
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 2
91 1
92 0
93 0
94 2
95 0
96 2
97 1
98 1
99 1
100 1
101 0
102 0
103 8
104 0
105 5
106 2
107 1
108 0
109 0
110 0
111 0
112 1
113 1
114 0
115 0
116 0
117 0
118 4
119 1
120 0
121 1
122 6
123 0
124 0
125 0
126 1
127 3
128 0
129 1
130 0
131 5
132 0
133 0
134 0
135 0
136 3
137 0
138 0
139 5
140 9
141 0
142 5
143 3
144 12
145 1
146 0
147 0
148 0
149 0
150 2
151 1
152 1
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 0
169 0
170 3
171 1
172 1
173 2
174 0
175 3
176 4
177 4
178 0
179 0
180 0
181 0
182 3
183 5
184 0
185 0
186 1
187 1
188 2
189 0
190 0
191 0
192 2
193 1
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 5